Management des Unkontrollierbaren

Management und Kontrolle gehören augenscheinlich untrennbar zusammen. Wie um Himmels Willen soll jetzt etwas Unkontrollierbares gemanagt werden? Das kann doch per definitionem gar nicht gehen!

Dann ändern wir eben die Definition: Management ist das Handhaben von Paradoxien und Unwägbarkeiten, die in nahezu jede Management-Entscheidung eingebaut sind. Manager gehen permanent erhebliche finanzielle Risiken ein. Und sie wissen, dass sie sie ihre Entscheidungen von heute schon morgen bereuen können.

Das Unkontrollierbare zu steuern, ist also der Normalfall und nicht etwa die Ausnahme. Das mentale Modell vom Manager, der alles unter Kontrolle hat, wäre damit also hoffnungslos veraltet. Dumm nur, dass es als unfassbar sexy gilt und heroische Wunschvorstellungen aufs Beste bedient.

Management-Romantik

Es klafft also eine Lücke zwischen dem Selbstbild des heroischen Managers, der seinen Kontrollbereich mit Echtzeit-Daten, Scorecards und anderen Überwachungstools immer mehr vervollständigt, und der mit gesundem Menschenverstand nicht zu übersehenen unbeherrschbaren Komplexität – allein schon innerhalb der Betriebsorganisation, ganz abgesehen von Märkten.

Die Wahrnehmung dieser Komplexität und das damit einhergehende Gefühl der Überforderung nährt zusätzlich die romantische Wunschvorstellung, der weiße Ritter in der Nadelstreifen-Rüstung käme und rettet uns vor dem Chaos.

Reflexives Management oder auch zirkuläres Management

Wir haben die Wahl: Nehmen wir weiterhin die kurzfristig wirkende Droge „Wunschdenken“ und vergrößern damit mittel- und langfristig den Bereich der Unbeherrschbarkeit? Oder sehen wir der Komplexität ins Auge, nehmen sie an und schöpfen daraus neue Kraft.

Meine Faszination für das Management des Unkontrollierbaren hat mich zum Konzept der Souveränen Markenführung geführt. Mein künftiges Vorhaben wird noch einen Schritt weiter gehen. Noch steht es ganz am Anfang.

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